Offener Brief an die “Corona Rebellen”

Hallo «Corona Rebellen»,

Hallo Vincent Fusca, Einfach Nö, Zugeri, Bree, Elvetia, Chuckys Braut, Mrs. Yoruby, Heli Vogu, Mäse, Cat Empire und wie ihr euch alle nennt. Ich bin’s, eine von euch. Denkt ihr zumindest. Ich würde euch ja den Namen nennen, unter dem ihr mich kennt, aber es sind viele. Ich bin seit dem Anfang in euren Telegram-Chats dabei, lese mit, beobachte, dokumentiere, habe persönliche Chats mit euch, stifte Unruhe.

Aber da bin nicht nur ich, da sind viele von uns. Menschen, die sich mehr durch Zufall in den Wirrungen des Internets über den Weg gelaufen sind und gemerkt haben, dass wir dasselbe Ziel haben – euch zur Verantwortung ziehen für alles, was ihr da macht. Ich weiss nicht, wie ich uns nennen würde. Wir alle sind Aktivist*innen, wir alle sind entsetzt über euer Treiben, wir alle sind antifaschistisch. Ich denke nicht, dass wir uns «die Antifa» nennen würden, wir sind uns aber bewusst, dass ihr uns als genau das wahrnehmt. Und das ist okay so.

Apropos Antifa – nein, ich werde für meinen Aktivismus nicht bezahlt. Auch nicht für diesen Artikel. Nichts mit Soros, nichts mit Deep State oder Geheimdienst. Eigentlich ist das Gegenteil der Fall, unser Aktivismus kostet uns vor allem. Zeit, Energie, Nerven, Geld. Und genau da frage ich mich, warum ihr immer behauptet wir seien gekauft, schliesslich haben wir das gemeinsam. Beide, sowohl Corona Rebellen als auch wir antifaschistische Aktivist*innen, setzten uns in unserer Freizeit unentgeltlich und mit grossem Aufwand ein, um für das einzustehen, was wir für Gesellschaft & Gerechtigkeit als unabdinglich erachten. Nur haben wir halt das Heu auf komplett anderen Bühnen.

Oft lese ich von euch, dass ihr meint es sei kein Wunder, dass «die Antifa» so gegen euch ist, da ihr in den Medien so schlecht dargestellt werdet. Hier korrigiere ich euch gerne. Es sind nicht die Medien, die mir ein Bild von euch zeichnen. Das macht ihr schon selbst. Alles was ich über euch weiss und denke stützt sich direkt auf eure eigenen Chats, habe ich direkt von euren Worten. Da gibt es keine Verzerrung durch die Medien, ich bin gegen euch, weil ich euch kenne.

 

Nach so vielen Wochen unter euch ist es Zeit, ein Resumée zu ziehen. Da gibt es ein paar Angelegenheiten, die wir dringend anschauen müssen. Da ist zum Beispiel eure politische Positionierung. Auf eurem Anzeigebild prangen die Worte «Parteilos – Unabhängig – Frei». Und doch wurde euer grösster Event von einem SVPler organisiert, der sogar der SVP zu konservativ war. Und doch war das PNOS-Mitglied Ignaz Bearth über längere Zeit mit dem Titel «Ehrengast» im Chat ausgezeichnet. Aber das ist nur die Oberfläche. Interessant wird es in den Details eurer Gespräche. Dort tauchen immer wieder rassistische, fremdenfeindliche, antisemitische Nachrichten auf. Geflüchtete sollen wie Nutztiere zum Arbeiten im Garten gehalten werden, Hygienemasken werden mit Maulkörben aus der US-amerikanischen Kolonialzeit verglichen, Impfen und COVID-Quarantäne mit dem Davidstrern und Konzentrationslagern. Der Holocaust wird immer wieder verharmlost oder ganz geleugnet, der «Black Lives Matter» Bewegung wird die Legitimität abgesprochen in dem ihr behauptet, George Floyd war ein Schauspieler und der grausame Mord an ihm eine False Flag Aktion, Ignaz Bearth teilt seinen Vlog in dem er sich freundschaftlich mit dem rechtsextremen Musiker Chris Ares gibt, der Titel des Videos lautet «Mitten in Sachsen: Rechtstextreme wollen eigenes Dorf gründen?». Ich könnte viele Beispiele aufzählen, mein Punkt ist aber: solche Inhalte werden bei euch geduldet, zum Teil sogar begrüsst. Wenn ihr einen solchen Inhalt aus dem Chat verbannt, dann nur mit der Begründung, dass die Presse solche Inhalte verzerrt widergeben würde und euer Image darunter leiden würde. Aber jetzt erklärt mir, wie kann die Presse einen übel menschenfeindlichen, rechtsextremen Inhalt noch mehr verzerren? Und warum macht ihr euch mehr Sorgen ums Image als darum, was sich für dubiose Gestalten bei euch rumtreiben? Genau das ist es nämlich, was euch in die rechte Ecke stellt: euer eigenes Verhalten.

Aber man muss euch zu Gute halten, dass ihr durchaus Beiträge löscht und Teilnehmer*innen verbannt. Nämlich immer dann, wenn etwas geschrieben wird, was euch nicht ins Weltbild passt, was eure Theorien untermauert, was euch kritisiert. Ein Beitrag über Ignaz Bearth, welcher aufzeigt, wie er Spendengelder für Urlaub verwendet? Zack, gelöscht. Stimmen die kritisieren, dass man sich bei diesen Beiträgen nicht wundern muss, wenn man in die rechte Ecke gestellt wird? Zack, gelöscht. Auf eurer Blockliste sind mindestens 160 Teilnehmer*innen. Gleichzeitig sagt ihr immer, dass bei euch Mensch Mensch ist, dass eine Diversität an Meinungen willkommen ist. Und damit legitimiert ihr die Unterstützung durch rechtspopulistische Akteur*innen.

Zugegeben, manchmal ist es auch witzig zuzusehen, wie ihr euch gegenseitig zerfleischt. Eure Angst vor «Trolls» und Antifa-Unterwanderung hat ein konstantes Klima des Misstrauens ausgelöst. «Lasst euch nicht spalten!!!» schreibt ihr, wenn jemand eure Thesen in Frage stellt, und werft die Kritiker*innen kurzerhand raus, nicht ahnend, dass die wahren «Trolls» immer noch unter euch sind, still, wartend, beobachtend. Wen ihr rausschmeisst sind eure eigenen Leute, deren Unterstützung ihr eigentlich dringend bräuchtet. Die Spaltung seid ihr, liebe Corona Rebellen. Und eure geliebten «Troll Hunter» können nichts dagegen tun. Oder haben sie etwa jemals eine von uns erwischt?

 

Bei all dem Misstrauen könnte man meinen, dass ihr euch wenigstens selbst auf die Schliche kommt. Tut ihr aber nicht. Eine eurer prominentesten Anführer*innen führt euch seit Wochen an der Nase herum, verabschiedet sich aus eurem Chat, kommt wieder unter anderen Namen, postet «All Lives Matter» im Chat aber «Black Lives Matter» auf Twitter, schreit «Mundschutz = Maulkorb» aber bewirbt online den gewinnorientierten Verkauf von Hygienemasken. Aber es ist verständlich, dass das unter geht, bei dieser Flut von Nachrichten.

Die, zum Beispiel, von J.H. gesendet werden, einem eurer eifrigsten Schreiberlinge. Wisst ihr noch, wie J.H. vor ca. zwei Monaten Aufmerksamkeit auf sich zog? Die Polizei hatte eine Hausdurchsuchung bei ihm durchgeführt, Verdacht auf Kindermissbrauchsdarstellungen. J.H. wurde gemäss eigener Aussage in ähnlicher Sache bereits verurteilt und ist auf Bewährung. Verzweifelt wendet er sich per Sprachnachricht an euch und sucht Hilfe. Und was meint ihr? Er soll sich keine Sorge machen, der Lichtkrieger werde ihn aus dieser Situation retten, wenn er nur an das Licht glaube, ausserdem sei das alles nur eine Taktik der Einschüchterung, dasselbe habe man schon bei Michael Jackson und Bill Cosby gemacht. Verharmlosung von Kindesmissbrauch? Was wohl «Einfach Nö», die erst später dazu gestossen ist, dazu sagen würde? Schliesslich sieht sie hinter jedem noch so banalen Symbol die grosse Verschwörung eines Kindesmissbrauchrings. Schlussendlich waren wir es, die böse Antifa, die J.H. entsprechende Therapieangebote vermittelt haben.

 

Und was ist da los mit QAnon? Einige von euch sind Feuer und Flamme, gerade bei Vincent Fusca, Elvetia und «Einfach Nö» ist es offensichtlich, dass es ihnen hauptsächlich um die Rekrutierung geht, auch bei mir haben sie es versucht. Klar, ihr behauptet, dass die «Corona Rebellen» nur aus dem Hauptchat und dem Aktionsraum Bern & Zürich besteht, trotzdem teilt ihr eure Flyer und «Quellen» gerne auch in anderen Untergruppen, die ideologische Nähe zu verwandten Gruppen ist unübersehbar. Bei QAnon ist es anders, da bekennt ihr euch offen. Und was sind denn das für Menschen? Als es um einen Migros-Boykott aufgrund der Dubler Schokoküsse ging, erzählt mir ein «QAnon Swiss» Mitglied im Privatchat, er sehe nur seinen geplanten Migros-Boykott, der nichts bewirken würde als den Mitarbeitenden mehr Arbeit zu schaffen, sonst hätte er noch zwei Schusswaffen und rund 500 Schuss zuhause, ob denn das ein besserer Protest wäre. Amok in der Migros wegen einer Süssigkeit? Ist das euer Ernst?

Sowieso habt ihr ein latentes Gewaltproblem. J. Hu., Inhaber des Chats «Aktionsraum OstCH» und Mitglied der «Corona Rebellen» ist jeden Samstag in St. Gallen, bereit zum Demonstrieren. Nur kommt ausser ihm niemand. Und dann rastet er aus, aber so richtig. Minutenlange Sprachnachrichten von einem hysterischen J. Hu. füllen den Chats, übelste homofeindliche und sexistische Beleidigungen fallen.

 

Ganz unrecht hat er nicht – tatsächlich ist euer Auftreten im analogen Leben eher schwach. Die Mahnwachen werden Samstag für Samstag trauriger, die Veranstaltung in Bern am letzten Samstag war ein Reinfall. Und nein, das hat nichts damit zu tun, dass ihr nicht werben durftet. Es hat damit zu tun, dass sich euer Aktivismus darauf beschränkt, euch Tag für Tag hinter dem Bildschirm ab den schlimmen Nachrichten zu empören. Und damit, dass ihr unsolidarisch seid. Arglos steht ihr daneben, während eure Frontkämpferin «Mammut», welche inzwischen aus dem Chat verbannt wurde, verhaftet wurde. Viele von euch erlebten an diesem Tag Wegweisungen. Und was macht eine eurer Anführer*innen? Spaziert arglos durch die Stadt, blendet sich perfekt bei den übrigen Passant*innen ein so dass das Risiko für Probleme gänzlich ausgeschlossen wird. Und gibt sich im Netz als wahre Rebellin.

 

Gleichzeitig werdet ihr nicht müde, immer wieder in die Runde zu fragen, warum wohl Bewegungen wie BLM, Frauenstreik oder die Klimajugend so viele Menschen mobilisieren können. Ich frage mich: wie kann man so sehr auf dem Schlauch stehen? Bei diesen Bewegungen geht es um ernste, reale Anliegen, welche gerade bei ersteren beiden seit mehreren hundert Jahren ein Problem in der Gesellschaft darstellen. Gleichzeitig schreit ihr, eure Meinungsfreiheit werde eingeschränkt, währendem ihr wortwörtlich auf dem Bundesplatz steht und eure Meinung sagt, ohne dass irgendetwas passiert. Und da wundert ihr euch, dass ihr nicht ernst genommen werdet?

 

Und nun zu BLM. Wenn ihr nicht wollt, dass sich die Unterstützer*innen dieser Bewegung an euren Schweizerfahnen stören wie an jenem Samstag auf dem Sechseläutenplatz dann solltet ihr euch fragen, warum das so ist. Warum fühlen sich bis auf wenige Ausnahmen Migrant*innen und BIPoC nicht wohl bei euch und euren patriotischen Symbolen? Wenn ihr so tolerant und offen seid wie ihr behauptet, dann arbeitet daran und hinterfragt eure eigenen Privilegien statt BIPoC Besucher*innen an eurer Demo demonstrativ die Schweizer Fahne ins Gesicht zu strecken. Und nein, ich rede nicht vom BLM-Samstag, ich rede von eurem «Make Switzerland Great Again» Event. Der Event mit dem Slogan, von dem ihr später abstreitet, dass dieser von euch kommt. Stattdessen wurde ein Märchen erfunden, der Slogan sei durch Unterwanderung eingeschleust worden. Bitte was? Ich war da, ich habe alles mitgelesen, der Slogan wurde sogar noch kritisiert und schliesslich trotzdem angenommen.

 

Wie unsensibel ihr in Sachen Rassismus und soziale Ungerechtigkeit tatsächlich seid und wie sehr ihr auf eure Privilegien vertraut, hat sich früh gezeigt. Nach dem ersten «Spaziergang» (Zwinker Zwinker) war eure Stimmung bezüglich der Polizei euphorisch. Die Polizei, euer Freund und Helfer, sei doch sicher auf eurer Seite. Für den nächsten Samstags-Spaziergang hattet ihr vor, die Polizei mit Schokolade und Blumen zu beschwichtigen. Schlichte Korruption also, wenn auch ziemlich lächerliche. Am besagten Samstag also seid ihr auf die Strasse gegangen in der festen Überzeugung, die Polizei werde für euch das rechte Auge zudrücken. Und im vollen Bewusstsein, dass ihr gegen eine Verordnung verstossen werdet. Und was ist passiert? Ihr wurdet behandelt wie Menschen, die gegen eine Verordnung verstossen. Die Polizei hat weggewiesen, Personalien aufgenommen & verhaftet. Und ihr? Ihr wart empört, so empört. Was habt ihr erwartet? Ihr habt es nie offen ausgesprochen, aber zwischen den Zeilen konnte ich es deutlich heraushören. Ihr wart schockiert, dass man euch behandelt wie Gesetzesbrecher*innen. Und so werden doch eigentlich nur Menschen behandelt, die «wirklich» das Gesetz brechen, und die haben bestimmt nicht dieselbe Hautfarbe und denselben sozialen Status wie ihr.

 

Eure Hauptressource ist die Angst. Ihr sagt, ihr verfolgt keine «Mainstream Media» mehr, unter anderem, weil sie voll von schlechten Nachrichten sind. Wenn ihr aber einen Artikel findet, der eure Angst vor Migrant*innen, Impfungen oder 5G unterstützt, teilt ihr den munter. Dominiert werden eure Chats aber von unzähligen dubiosen Quellen ohne jegliche Glaubwürdigkeit. Die Videos, Links und Bilder erfüllen zwei Zwecke: die einen lassen eure Selbstgefälligkeit weiterwachsen. Ihr seid die Erwachten, die Wahrheitsbringer, die mit Überblick, ihr habt alles durchschaut. Aus diesem herbeifantasierten Thron ruht ihr euch aus und belächelt alle «Schlafschafe», die das nicht geschafft haben.

Die anderen Inhalte, die ihr teilt, schüren die Angst. Durch all die schrecklichen Stories die ihr euch den lieben langen Tag zuschickt geratet ihr in einen Zustand der konstanten Empörung, ihr seid immer emotional aufgerauht durch all diese schrecklichen Meldungen. Und genau diese Angst ist es, die euch so empfänglich für Manipulation macht.

Ein gutes Beispiel hierfür ist die Geschichte mit «PLH». Was ursprünglich als Witz gemeint war, in dem jemand die Nachrichten immer mit den Worten «PLH (peace, love, harmony)» unterschrieb, breitete sich schnell zu einer Art Mini-Bewegung aus. PLH wurde schnell zu einem Slogan von einigen Eingeweihten, diente zur Wiedererkennung unter uns Aktivist*innen und half uns immer wieder, uns vor einem Rauswurf aus den Aktionsraum-Untergruppen zu bewahren. Die scheinbar harmlosen Worte wurden von vielen Nutzer*innen aufgegriffen und weiterverbreitet ohne zu wissen, dass dahinter die ach so böse Antifa steht.

Das ist soweit nichts Schlimmes, aber sagt einiges über eure Dynamik aus. Kurz nachdem «PLH» seinen Höhepunkt als Slogan durchlebt hatte, griffen dieselben von euren Nutzer*innen einen neuen Slogan auf: «WWG1WGA», was für «where we go one, we go all» steht und wichtiges, fast religiöses Mantra der QAnon Bewegung ist. Wieder grundsätzlich schöne Worte, denen aber blind gefolgt wird ohne zu wissen, wer oder was dahintersteht. Und ihr nennt euch die Erwachten? Die, die hinterfragen?

 

Ein weiterer Fokus eurer Angst ist die böse, böse Antifa. Ihr wisst schon, gemeingefährliche staatsfinanzierte Schlägertrupps und so weiter. Aber jetzt ehrlich, was machen wir denn genau ausser Nachrichten verbreiten, die ihr selber freiwillig öffentlich ins Netz stellt? Ausser Artikel schreiben wie diesen oder auf der Strasse demonstrieren, wie ihr es tut? Wir haben viele Taktiken, Angstmachen ist keine davon. Aus euren Reihen kommen immer wieder Gewaltvorstellungen, kommen Morddrohungen gegen Aktivist*innen, die euch nicht passen.

 

Gleichzeitig verbreitet eure J.K. Screenshots aus einem NDB Bericht über die Sicherheit der Schweiz, in denen «die Linksextremen» als besonders gefährlich gezeichnet werden. Würdet ihr den ganzen Bericht lesen statt die aus dem Kontext gerissenen Screenshots wäre klar, dass auch objektiv gesehen der Rechtsextremismus als die grössere Bedrohung aus dem Bericht hervor geht. Aber das macht euch nichts aus, die Angst wurde erfolgreich geschürt und das Märchen von den mutigen Freiheitskämpfer*innen und Rebell*innen weiter gesponnen.

Aber was ist an euch so mutig? Staatliche Repression habt ihr keine zu befürchten, und wir, die gemeingefährliche Antifa, sind eine Horde tättowierter Kids mit durchschnittlichen Rechercheskills die ab und zu auf die Strasse gehen. Aber es ist klar, was ihr von dieser Angstmacherei habt. Ihr braucht ein Feindbild, die «Bösen», gegen die ihr kämpfen könnt. Sonst müsstet ihr euch mit der Tatsache auseinandersetzen, dass viele von den von euch geforderten Lockerungen bereits umgesetzt wurden und eure Existenzberechtigung langsam schwindet.

 

Eure Bewegung fällt auseinander. Und das nicht wegen uns, das macht ihr alles selbst. Deshalb müsst ihr immer wieder neue Empörungsquellen, Schocknachrichten und Feinde liefern, sonst geht ihr unter. Und das wollen eure Anführer*innen nicht, denn diese erleben durch die neugewonnene Macht und Einfluss gerade den Ego-Kick ihres Lebens. Das ironische dabei –  obwohl eure Bewegung zu einem grossen Teil vom Aktivismus von Frauen wie Zugeri, Elvetia, Einfach Nö, Bree oder Chuckys Braut lebt, verbreitet ihr immer wieder frauenfeindliche Botschaften. Diese Frauen fühlen sich von euch wahrscheinlich gar nicht ungerecht behandelt und ich erwarte auch kein feministisches Erwachen bei ihnen, trotzdem ist diese Dynamik ein deutliches Zeichen, dass eure Tage gezählt sind. Eine Bewegung lebt und wächst durch Toleranz und Respekt. Sie kann nur überleben, wenn sie blühen kann und offen für alle ist. Und das wollt ihr um jeden Preis verhindern.

 

Aber es gibt auch andere unter euch. Es gibt nicht nur die Manipulierenden, sondern auch die Manipulierten. Und die mit legitimen politischen Anliegen. Ganz ehrlich, einige von euch sind mir schon fast sympathisch. Oder ist das Mitleid? Nehmen wir zum Beispiel MaryMum, unsere PLH-Anhängerin. Die Corona Krise hat ihr echt übel mitgespielt. Viele ihrer Sorgen sind sehr berechtigt und sollten gehört werden. Und doch wird sie immer wieder in den Strudel der Manipulation gezogen. Sie hat sich von euch «Corona Rebellen» distanziert, mischt aber doch überall mit, so auch beim Chat «BLM-Aussteiger» welche Aktivist*innen aus der BLM-Szene (und zu QAnon) helfen sollte (Ich meine, wtf). Oder J.H., für den euer Chat eine Art persönliche Dr. Sommer-Sparte für seine Liebesprobleme geworden ist.

Und dann gibt es all die, die nicht nur legitime politische Anliegen haben, sondern diese auch noch ziemlich unseren Anliegen gleichen. Auch wir sind gegen die Elite, staatskritisch, trauen den Pharma-Konzernen nicht, machen uns Sorgen um Datenschutz und Freiheit und das Schicksal der Kinder, ob nun in einem Schweizer Kindergarten während der Pandemie oder in Griechenland im Camp Moria. Aber wir ziehen aus dieser ähnlichen Haltung andere Schlussfolgerungen. Wir versuchen wenigstens, uns auf zuverlässige Quellen zu stützen und vor allem versuchen wir, in unserem Aktivismus nicht noch mehr gegen Schwächere zu schiessen.

Dass wir ähnliche Anliegen haben, scheint auch euch aufgefallen zu sein. Deshalb fragt ihr immer wieder, warum es nicht möglich ist, sich mit der Antifa zu verbünden. Dabei ist die Antwort doch offensichtlich – wer sich wirklich für diese Haltungen einsetzt, muss sich von euren Inhalten distanzieren, sonst landen wir im sogenannten Toleranz-Paradoxon. Dieses hat schon Karl Popper 1945 erklärt: «Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.» Deshalb wäre es wichtig, dass ihr euch von bekennend rechtsextremen und demnach intoleranten Menschen wie Ignaz Bearth distanziert.

Ihr alle liebt das Zitat «Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht». Gleichzeitig betont ihr, dass ihr unabhängig & parteilos bleibt, dass ihr euch nicht mit «links, rechts, oben oder unten» solidarisiert. Was für ein Widerspruch, eure Neutralität macht euch zu Kompliz*innen, ob ihr es wollt oder nicht. Und deshalb bleiben euch nur zwei Optionen: euch voll und ganz zu euren rechten bis rechtsextremen Tendenzen bekennen, oder klar euch davon distanzieren. Ignaz aus dem Chat kicken, die Unterstützung der SVP ablehnen, rigoros gegen Nutzer*innen, die menschenfeindliche Inhalte verbreiten, vorgehen. Sonst seid ihr mitschuldig.

 

Wie ihr seht, habe ich die Hoffnung in euch noch nicht verloren. Ich weiss, dass es unter euch Vernünftige gibt. Corona Rebellen und Rebellinnen, die ihren Kindern in zehn Jahren nicht erklären wollen, dass sie sich damals auf die Seite von bekannten Neonazis gestellt haben. Also tut es, macht euren Mund auf wenn ihr menschenverachtende Links seht, diskutiert mit euren Mitstreiter*innen. Oder: geht aus den Chats und braucht eure Zeit für etwas Besseres.

 

Und um nochmal auf den Anfang zurück zu kommen – alles, was ich hier schreibe stützt sich direkt auf das, was ich von euch in den letzten Monaten gelesen habe. Da ist nichts gekauft oder verzerrt. Und wie ihr euch vorstellen könnt, ist all das bestens dokumentiert. Hunderte von Screenshots und gespeicherten Nachrichten können alles, was ich hier schreibe belegen.

Ich wünschte ich könnte sagen, dass ich euch für genug harmlos halte um diesen Artikel unter meinem richtigen Namen zu veröffentlichen, dem ist leider nicht so. Also denkt drüber nach. Ist das wirklich der Weg, den ihr gehen wollt? Macht’s gut, meine lieben Corona Rebellen. Wir werden voneinander hören, auch wenn ihr es nicht merkt. Und wenn ihr es merkt, ist es zu spät.

Antifaschistische Grüsse,

Kommando Maskenpflicht